Praxismanagement
Tierarztpraxis Dr. Schulte & Dr. Lindner
Praktischer Tierarzt und Tierverhaltenstherapeut
(Zusatzbez. / GTVMT)
Leitung Tierverhaltenstherapeutische Praxis
Leitung IHMBS
Praktische Tierärztin
Leitung Kurative Praxis
Spezialgebiet Dermatologie
Tiermedizinische Fachangestellte / Assistentin
Organisationsleitung IHMBS
Allgemeines Management beim Besuch von Tieren (bes. Hund und Katze)
in unserer Tierarztpraxis mit den Schwerpunkten
Dermatologie und Tierverhaltenstherapie
Hunde und Katzen, aber auch kleine Heimtiere, Vögel und Reptilien zeigen häufig Angstverhalten beim Tierarztbesuch. Bereits auf dem Weg zur Praxis (Auto, Bahn, zu Fuß) sind die Tiere beunruhigt und zeigen Meideverhalten (Flucht, Erstarren oder Übersprungshandlungen – z.B. erregtes Putzen und Lecken des Fells). Diese Angst steigert sich mit dem Aufenthalt im Wartezimmer, wo bereits andere „Leidensgenossen“ warten. Wird der Patient dann endlich in das Behandlungszimmer verbracht, ist er häufig gestresst und zeigt nicht selten auch Angstaggressionen gegenüber dem Personal oder dem Besitzer selbst. Mögliche Ursachen für das Angstverhalten sind fehlende oder negative Erfahrungen (Manipulationen mit Schmerz) innerhalb der Praxis, wobei Studien zufolge Tiere nicht selten im Anschluss an einen Tierarztbesuch traumarisiert sind. Diese Angst zu reduzieren, ist nicht nur für den Besitzer und das Personal, sondern auch im Sinne des Tierschutzes wünschenswert, um unnötige psychische Belastungen dem Tier zu ersparen.
Prophylaktische Maßnahmen in unserer Praxis:
Die geeignetste Methode ist es natürlich, die Tiere im Jungtier- bzw. Welpenalter an den Tierarztbesuch behutsam und allmählich zu gewöhnen. So wird bei uns der erste Termin nicht die Impfung sein, sondern die Besitzer können die Welpen zunächst in der Praxis vorstellen, um Manipulationen ohne Schmerz stressfrei üben zu können (medical training). Zudem wird den Besitzern empfohlen, sofort beim Betreten des Wartebereichs und der Behandlungsräume beliebte Leckerlies dem Tier zu geben. So wird der erste Tierarztbesuch zum positiven Erlebnis. Des weiteren wird den Besitzern empfohlen, bereits frühzeitig daheim Manipulationen (überall anfassen lassen, Öffnen des Fangs, Hochheben auf den Tisch, in die Ohren schauen, u.ä.) am Tier behutsam zu üben. Lässt sich das Tier dieses ohne Angst gefallen, sollte es dafür belohnt werden, so dass ein Tisch und bestimmte Berührungen auch beim Tierarzt keine Ängste hervorrufen. Auch das entspannte Trainieren des Tragens eines Maulkorbes und die Erfahrung einer besonders leckeren Konsequenz für den Hund, wenn sich dieser gegen den Maulkorb nicht wehrt, ist Grundvoraussetzung für einen späteren problemfreien Tierarztbesuch.
Besitzerrolle
Der Besitzer sollte weder sein Tier trösten, noch selbst ängstlich-aufgeregtes Verhalten zeigen. Negative Emotionen übertragen sich auf das Tier und verstärken das Angstverhalten. Vielmehr sollte der Mensch nach Möglichkeit entspanntes Vorbild sein!
Vertrauensbildende Maßnahmen innerhalb unserer Praxis:
Die Kontaktaufnahme zu Ihrem Tier erfolgt immer deeskalierend und damit nicht bedrohlich. Deeskalationsgesten (= freundliche Körperhaltung) wären u.a. sich klein machen, nicht in die Augen starren, Tier nicht in die Enge treiben, freundliche („kindliche“) Stimme und ruhige, langsame Bewegungen. Dem Hund und auch der Katze wird zunächst die Möglichkeit gegeben, den Raum selbständig zu erkunden. Dabei ist der Hund nicht angeleint. Vor und während der Behandlung, in den nach Tierarten und Stresslevel getrennten Wartebereichen, in den Behandlungsräumen und auf dem Tisch werden Leckerlis u./ o. Spiele dann angeboten, wenn der Hund/ die Katze offensichtlich angstfreies Verhalten zeigt! Die eigentlichen Manipulationen (mit und ohne Schmerzen) erfolgen geduldig und behutsam und werden je nach Verlauf konsequent und erfolgreich durchgeführt. Um „Alarm- und Angstgerüche“ des vorherigen Patienten (und dessen Besitzer) zu entfernen bzw. zu minimieren werden neben den allgemeinen Hygienemaßnahmen zwischen den einzelnen Patienten (Reinigung des Tisches) die Räumlichkeiten gut gelüftet. Für weitere Stressminimierung sorgen Pheromonstecker (D.A.P. = „Dog Appeasing Pheromons / FELIWAY Classic ®) in den jeweiligen Wartezonen.
Management für »Paniker«:
Ängstlich-aggressive und inkooperative Tiere stellen häufig ein Hindernis im Praxisalltag dar, indem sie bereits im Wartezimmer durch ihr ängstlich-panisches Verhalten zu einer allgemeinen Verunsicherung aller Patienten und deren Besitzer beitragen. Deshalb können Tierbesitzer in unserer Praxis separate Eingänge und Extratermine außerhalb der normalen Sprechzeiten nutzen, was zu einer gewissen Entspannung bei Tier, Besitzer und Personal beiträgt. Generell hilfreich und natürlich bei Angstpatienten obligat ist bei schmerz- oder angstinduzierten Maßnahmen das Maulkorbmanagement, um Schäden durch Biss- und Kratzverletzungen beim Personal bzw. beim Besitzer selbst zu verhindern. Hierfür werden die Tierbesitzer vorab beraten und angeleitet, um den Hund an das Tragen eines geeigneten Maulkorbes zu gewöhnen. Unter Risikoabwägung des jeweiligen Gesundheitszustandes des Tieres kann auch eine Sedierung bzw. Narkose notwendig werden, um eine weitere Eskalation von Angst und Stress bis hin zur Traumatisierung bei Tier und Menschen zu vermeiden.